Frauen ins Priesteramt

14.03.2023
Junia, Athanasius, Andronikus
Junia, Athanasius, Andronikus

Der Ausschluss der Frau vom priesterlichen Amt - Gottgewollte Tradition oder Diskriminierung

Mit diesem Titel schrieb Ida Raming, eine un-(gültig!) geweihte kath. Priesterin, ihre Dissertation (Doktorarbeit). Sie konnte nachweisen, dass die Tradition voller schwerer Diskriminierung von Frauen ist.

Papst Johannes Paul II. reagierte an Pfingsten 1994 (nachdem die anglikanische Kirche die Weihe der Frau einführte) mit dem Apostolischen Schreiben Ordinatio Sacerdotalis an die Bischöfe: "Damit also jeder Zweifel bezüglich der bedeutenden Angelegenheit, die die göttliche Verfassung der Kirche selbst betrifft, beseitigt wird, erkläre ich kraft meines Amtes, die Brüder zu stärken (vgl. Lk 22,32), dass die Kirche keinerlei Vollmacht hat, Frauen die Priesterweihe zu spenden, und dass sich alle Gläubigen der Kirche endgültig an diese Entscheidung zu halten haben." 

Denken wir nach:

Begründet wurde das Verbot immer mit der 12 Apostellehre, da ja keine Frau unter den Aposteln war. Ein Machtwort des Papstes, das bis heute tief die Kirche spaltet. Sind die damaligen Jüngerinnen, die zwar nicht im engsten Kreis der 12 Männer waren, nicht auch Gesandte Christi gewesen, nachdem sie ihn als "Auferweckten" verkündigten? Neben Petrus muss auch Maria aus Magdala sehr einflussreich gewesen sein. Sie trägt oft den TItel: "Apostelin der Apostel".

In der frühen Kirche hatten in den von Paulus gegründeten Gemeinden Frauen eine leitende Führungsposition: Junia war herausragend unter den Aposteln. Der Kirchenvater Johannes Chrysostomos schrieb: "Ein Apostel zu sein ist etwas Grosses. Aber berühmt unter den Aposteln – bedenke, welch großes Lob das ist. Wie gross muss die Weisheit dieser Frau gewesen sein, dass SIE für den Titel Apostel würdig befunden wurde. Junia war nach paulinischem Zeugnis eine von zahlreichen Frauen in gemeindeleitender Funktion Röm 16,7. Damit ist Sie der erste und im Neuen Testament einzige explizite Beleg für eine weibliche Apostelin. 

In nahezu allen älteren Bibelausgaben  - war und ist an dieser Stelle stattdessen von zwei Männern die Rede, von Andronikus und Junias. Wie kam es dazu, und wie wurde Junia wiedergefunden? Der weibliche Name Junia wurde seit dem 13. Jahrhundert als Männername, als Junias, gelesen. Weil eine Frau kein Apostel sein konnte, wurde der weibliche Name in einen männlichen umgeformt. Erst seit 1998 lesen wir wieder in den griechischen Bibelübersetzungen die weibliche Form am Ende des Römerbriefs im Satz: "Grüßt Andronikus und Junia, die zu meinem Volk gehören und mit mir zusammen im Gefängnis waren; sie ragen heraus unter den Aposteln und haben sich schon vor mir zu Christus bekannt."

Biblisch gesehen hat Jesus die Frauen nicht vom Amt ausgeschlossen. Die Wahl der 12 hatte in erster Linie symbolische Bedeutung für ihn. Sie sollten die 12 Stämme Israels, also ganz Israel und damit das Volk Gottes repräsentieren. Das hat aber nichts auszusagen über die Gültigkeit des Priesteramts für das männliche und auch das weibliche Geschlecht für die zukünftigen Gemeinden, die entstehen.

Kann eine Frau Christus nicht genauso im Geist repräsentieren wie ein Mann? Geht es dem Vatikan, um die Botschaft oder um das Geschlecht in erster Linie? Der Priester hat eine Vorbildfunktion für die Gläubigen. Sein Leben sollte ohne Tadel sein. Er soll Hirte sein, Verkünder des Glaubens, Seelsorger für die Menschen, Stellvertreter für Christus sein. Aber um Gottes Willen kann eine Frau nicht auch das für die Gemeinde sein? Es geht nach meiner Überzeugung um das Spirituelle und nicht um das Geschlecht. Ist es nicht Sexismus, was die katholische Kirche hier mit Frauen macht?

Wir finden schon zu Beginn der Kirchengeschichte immer wieder Frauen in Leiterpositionen. Apostelgeschichte 1,14 erwähnt solche Frauen zusammen mit den Brüdern von Jesus. Sie gehörten zu Führungspersonen, die die Gemeinde nach Pfingsten leiteten. So kann man Pfingsten auch als einen Aufbruch der Frau in den christlichen Gemeinden verstehen. Die wahrscheinlich bekannteste unter ihnen ist Priscilla. Sie spielte zusammen mit ihrem Mann eine wichtige Rolle in den Gemeinden in Korinth, Ephesus und Rom (Römer 16,3-5). Wenn von den beiden die Rede ist, nennt Paulus sie immer zuerst, was sehr ungewöhnlich ist für diese Zeit. Damit wollte er wahrscheinlich deutlich machen, dass sie diejenige war, die ein geistliches Amt inne hatte, nicht ihr Mann. In Philipper 4,3 spricht Paulus von Syntyche und Euodia, beide waren Teil seiner Führungsriege in Philippi. Er macht keinen Unterschied zwischen Frau oder Mann, dies wird besonders deutlich wenn er sagt: "Schliesslich haben sie gemeinsam mit Klemens und meinen andern Mitarbeitern für die Sache des Evangeliums gekämpft."

Weiter ist von Maria, Tryphaena, Tryphosa und Persis die Rede, alle werden als engagierte Mitarbeiterinnen beschrieben. Dies zeigt, dass sie stark am Wachstum der Gemeinde beteiligt gewesen sein mussten.

Durch diese Beispiele wird klar, dass wenn von Propheten, Aposteln oder sonstigen Mitarbeitern die Rede ist, Frauen immer auch gemeint sind, obwohl uns nur wenige Namen bekannt sind.

Den Schlüssel gibt für mich der folgende Bibelvers in Galater 3,28: "Jetzt ist es nicht mehr wichtig, ob ihr Juden oder Griechen, Sklaven oder Freie, Männer oder Frauen seid: in Christus seid ihr alle eins." Diese Einheit sollte auch unbedingt heute im Priesteramt sein. Lesen Sie hierzu auch Marlis Gielen, Professorin für Neues Testament in Salzburg und Professorin Marie Theres Wacker.